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„Interim Manager kosten nur Geld - die setzen wir bei uns nicht ein!“

Geschrieben von Philipp Fellmann am 29. April 2019



In Gesprächen mit meinen Kunden zum Thema Interim Management höre ich regelmäßig: „Das setzen wir bei uns nicht ein.“ Klar, wozu auch? Im Unternehmen gibt es zahlreiche kluge Köpfe und engagierte Mitarbeiter. Sie alle werden ihren Beitrag leisten, in Krisensituationen gleich welcher Art. Aber sind das die richtigen Ansätze zum Thema Interim Management? Ein klares Nein!

Fällt etwa eine Führungskraft kurzfristig oder dauerhaft aus, gibt es in der Regel ein Succession Planning, dass den Nachfolger bereits identifiziert und im besten Fall aufgebaut hat. Auch in Phasen wirtschaftlichen Abschwungs oder einer finanziellen Schieflage, z.B. bei Umsatzrückgang oder geringer Liquidität, kümmern sich eigene Manager, um eine Lösung. Zu allem Überfluss kosten Interim Manager Geld. Und gerade in einer wirtschaftlich angespannten Lage fällt die Entscheidung für eine derartige Investition schwer. Die oben genannten Aussagen entspringen einer idealen Welt und solange ein Unternehmen erfolgreich ist, fallen die Schwächen einer solchen Strategie nicht auf.
 

„Wir sind im Personalbereich gut aufgestellt.“

Ein Succession Planning ist Pflicht in einem nachhaltig aufgestellten Unternehmen. Aber wenn der Nachfolger plötzlich die Verantwortung übernehmen muss, weil der bisherige Stelleninhaber von heute auf morgen nicht mehr kommt, lauern die Herausforderungen im Detail. Hat der bisherige Stelleninhaber alle relevanten Informationen zur Verfügung gestellt und sind diese wirklich transparent archiviert? Gibt es Prozesse, die bislang nur die alte Führungskraft kannte oder bearbeitet hat? Wie reagiert das Team auf den neuen Vorgesetzten?

Sicher, alles Themen, die auch einen neu an Bord geholten Mitarbeiter beschäftigen. Aber von einem „Internen“ wird mehr erwartet. Er müsste doch alles wissen und kennen.

Weit gefehlt. So habe ich erlebt, dass ein langjähriger und erfolgreicher Manager eines Unternehmens, sämtliche Unterlagen zu Personalvertragsthemen nur mündlich vereinbart oder auf einer nicht mehr zugänglichen Festplatte gespeichert hatte. Es handelte sich um dutzende Absprachen, die alle kurzfristig rekonstruiert werden mussten. Und das neben dem operativen Geschäft. Wer hat in einer neuen Position, die ihn eh bereits ausfüllt, die Zeit und auch die Erfahrung für solch eine Detektivarbeit?

Zudem werden in jeder Führungsposition Altlasten übernommen, die erst einmal priorisiert und bearbeitet werden müssen. Der Interim Manager unterstützt und hält den Rücken frei. So kann er Themen bearbeiten, die im Alltag untergehen oder die mangels Ressourcen bislang nicht angegangen worden sind. Am Ende ist das Dickicht gerodet, der neue Stelleninhaber hat eine echte Chance erfolgreich zu sein, er kann zugleich eigene Akzente setzen und den Bereich wirklich weiterentwickeln.
 

„Unsere Zahlen sind gut.“

In finanziellen Schieflagen, ausgelöst durch interne oder externe Faktoren, kann der Einsatz eines Interim Managers entscheidend sein und sogar über die weitere Existenz des Unternehmens entscheiden.

In Zeiten, in denen alles gut läuft, fallen versteckte Kosten in der Administration oder Produktion nicht ins Gewicht, relevante Vertragsvereinbarungen geraten in Vergessenheit und die Beantragung von Fördermitteln ist zu aufwendig oder mögliche Fördertöpfe sind gänzlich unbekannt. Es wird Geld verschenkt.

Ein erfahrener Interim Manager erkennt schnell, welche Möglichkeiten es gibt, auch kurzfristig Kosten zu senken oder liquide Mittel zu generieren.

Oft sind es Kleinigkeiten. Ein besseres Liquiditätsmanagement, Automatisierung von Prozessen (etwa in der Buchhaltung), Optimierung oder Initiierung der ERP Software oder Erstellung aussagekräftiger Kennzahlen. Aber auch die Geltendmachung vertraglich zugesicherter Rechte kann ein Thema sein. Hier hilft ein erfahrener und rechtssicherer Interim Manager, der objektiv und unvorbelastet ein Gespräch mit einem guten und treuen Kunden vorbereitet und begleitet.

Hierzu eine kleine Anekdote: In einem Vertragswerk stand eine Vereinbarung zum Thema Schlechtwettergeld, die das Unternehmen, trotz erheblicher Lieferschwierigkeiten nicht zog. Der Interim Manager fokussierte sich darauf und konnte mittels einer sehr umfangreichen Wettermatrix einen hohen einstelligen Millionenbetrag geltend machen und zugleich die Schwierigkeiten bei der Abwicklung dieses Projektes darlegen. So konnte ein defizitäres Projekt erfolgreich und mit Überschuss abgeschlossen werden.
 

„Das haben wir schon immer so gemacht.“

Auch in der Produktion ist der Blick eines Externen hilfreich. Abläufe und Prozesse werden im Tagesgeschäft teils nicht weiter hinterfragt. Gerade Unternehmen in wirtschaftlich guten Zeiten und mit ausreichender Margengenerierung verwenden darauf zu wenig Zeit. Mancher Gewinn bleibt so auf der Strecke und in schwierigeren Zeiten belasten diese Kosten zusätzlich. Der externe Experte bringt aus zahlreichen Projekten die notwendige Erfahrung mit und kann Schwachpunkte durch seine objektive Brille schneller erkennen. Auch ein intensiver Austausch mit den Mitarbeitern in der Produktion kann Fehlentwicklungen aufzeigen. All dies nutzt er, um beispielsweise Rüstzeiten zu verringern oder Ausschuss zu reduzieren und final die Qualität zu steigern und somit Kosten zu senken.

Noch ein kleines Beispiel: Bei einem Unternehmen etwa wurde Ausschuss stets durch den jeweiligen Maschinenführer entsorgt. Durch die Einführung eines kleinen Formblatts veranlasste der Interim Manager jeden Mitarbeiter seinen Schrott künftig kurz zu dokumentieren. So konnten einerseits mit den einzelnen Mitarbeiter die Gründe analysiert werden und andererseits achteten diese stärker darauf Ausschuss zu vermeiden. Dies führte zu einer deutlich zweistelligen prozentualen Reduzierung an fehlerhaften Teilen und somit zu einer Gewinnsteigerung.
 

„Und die Kosten?“

Und auch wenn ein Interim Manager Geld kostet, er ist letztlich eine Investition. Hierbei sollten Sie im Hinterkopf behalten, dass ein erfahrener Interim Manager in der Regel seine Kosten durch Einsparungen oder Cash generierende Maßnahmen wieder erwirtschaftet oder sogar darüber hinaus gehende Erträge realisiert.

Wenn Sie also das nächste Mal das Thema Interim Management als unsinnig und zu teuer abwinken, denken Sie einmal über meine Ausführungen nach. Ein genauerer Blick lohnt sich und ich bin sicher, dass Sie bei ehrlicher Betrachtung Herausforderungen haben, bei denen der Einsatz eines Interim Managers sinnvoll ist.

 

Philipp Fellmann

Mail: philipp.fellmnann@eoexecutives.com
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