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Weltfrauentag: Interview mit Jessica Koch über Frauen in Führungspositionen

Geschrieben von Nadine Alt am 8. März 2022



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Die Lage in vielen Unternehmen hat sich in Bezug auf Frauen in Führungspositionen verbessert. Allerdings vor allem für Frauen im Lower- oder Middle-Management. In vielen Unternehmen ist besonders der Frauenanteil im Top-Management weiterhin gering.

Anlässlich des Weltfrauentags sprechen wir mit Jessica Koch von Douglas über die aktuelle Lage zu Frauen in Führungspositionen. Unsere eigene Erfahrung hat gezeigt, dass der Anteil an Frauen im Lower- und Middle-Management steigt, aber der Frauenanteil in Top-Management-Positionen weiterhin eher gering ist.

Der aktuelle Markt für Kandidatinnen ist jedoch besser als jemals zuvor. Deswegen möchten wir mit diesem Interview junge Frauen für den nächsten Schritt für ihren Karriereweg motivieren. 

 

1. Zunächst einmal zu Ihnen, Frau Koch: Was gefällt Ihnen besonders an Ihrer Führungsposition?

Neben der inhaltlichen Herausforderung ein neues Geschäftsfeld aufzubauen, liegt mein Leadership Fokus darin eine Kultur der Nähe und der Authentizität zu etablieren. Ich habe aktiv am Douglas Purpose #wedobeautiful mitgearbeitet und im Kern geht es darum, dass man als Mensch gesehen, gehört und gewertschätzt wird. Mir macht es besondere Freude, dass jeden Tag mit einem jungen, talentierten Team zu leben und Menschen zu entwickeln, sie positiv zu fordern und auch zu fördern. Ein Team aufzubauen und die Menschen hinter eine Mission & Vision zu „einen“, empfinde ich als größte und auch schönste Herausforderung.

Douglas gibt mir die Freiheit mich in meiner Rolle zu entfalten und lebt Empowerment wirklich von oben vor. Das gebe ich auf alle Ebenen weiter. Praktikanten habe ich bei Douglas umgetauft in „Baby Young Professionals“, damit sie das Gefühl haben, dass sie wertvoll für uns sind und wir sie in die Fußstapfen eines Young Professional wachsen sehen möchten und an sie glauben.

 

2. Wenn Sie nun an Ihren bisherigen Werdegang denken: Sind Sie mit Hindernissen konfrontiert worden, weil Sie eine Frau sind?

Die Antwort ist klar nein, aber das liegt aus meiner Sicht daran, dass die Beautybranche eine privilegierte Branche ist und prädestiniert für Frauen. 11 Jahre im Hause L’Oréal mit 54% Frauenanteil in Führungspositionen und 30% weiblichen Vorstandsmitgliedern gibt jungen, heranwachsenden Talenten von Anfang an das Gefühl, dass das Geschlecht nicht entscheidend ist für die Karriere. Ebenso ist auch bei Douglas eine extrem starke weibliche Führungsriege vertreten, die Schlüsselpositionen im Vorstand sind weiblich besetzt und insbesondere Tina Müller promotet weibliches Leadership. Das hat eine positive Strahlkraft auf die Organisation.

 

3. Haben Sie weibliche Vorbilder?

Ja definitiv. Zum einen habe ich mir natürlich einiges von meinen Chefinnen abgeschaut und die positiven Must-Haves für mich notiert. Mein größtes Vorbild ist tatsächlich meine Mutter. Wie sie mit über 70 ihren Job mit Passion und Leidenschaft ausübt und nie aufhört zu lernen und sich weiterzuentwickeln, finde ich faszinierend. Darauf bin ich enorm stolz, weil Lernen für mich auch eine Riesen Motivation ist auf meinem beruflichen Weg. Stillstand zermürbt mich. Die Energie meiner Mutter finde ich bewundernswert und ich glaube sehr daran, dass wenn Herzblut dabei ist, alles was man anfasst, gelingen kann. Dieses Ur-Vertrauen und das Selbstbewusstsein habe ich von ihr mitbekommen.

»Ich glaube an Authentizität – denn Menschen arbeiten für Menschen. Und wenn ihr Menschlichkeit zeigt, entsteht Nähe und durch Nähe entsteht Bindung. Das halte ich im Leadership für unabdingbar.«
Jessica Koch über die Bedeutung von Authentiziät in Leadership.

4. Wie sehen Sie im Allgemeinen die derzeitige Entwicklung in Bezug auf Frauen in Führungspositionen?

Insgesamt empfinde ich die Stimmen zum Thema „female leadership“ als durchaus steigend und die Lautstärke, mit der Frauen andere Frauen promoten, als präsent an. Klar ist aber auch, dass Frauen auf C Level in den meisten Branchen, insbesondere den männerdominierten, weiterhin rar gesät sind. Laut einer Studie von Deloitte liegt die Quote bei knapp 20% für „Women in the boardroom“. Um hier einen Change hervorzurufen, braucht man initial immer noch die Frauenquote, um den Männer-Klüngel zu durchbrechen. Ich glaube, wenn der Stein erst mal rollt, lernen Organisationen schnell und können aus sich selbst herauswachsen. Das wichtige ist die Geschwindigkeit beizubehalten und die Reise entschlossen fortzusetzen.

 

5. Was muss sich aus ihrer Sicht ändern, damit der Anteil von Frauen in Führungspositionen weiter steigen kann?

Ich denke wir brauchen positive Bestätigung. Junge Frauen brauchen Vorbilder und zwar positive. Neben der Betreuungsfrage im Falle von Frauen mit Kindern, ist vor allem der Mut wichtig. Frauen sind in Teams immer diejenigen die „Understatement“ betreiben und sich unter Wert verkaufen. Hier ist es wichtig mit Mentoring zu begleiten und positiv zu verstärken.

Es bedarf flexiblere Arbeitszeitmodelle, um Frauen – die immer noch den größeren Teil der Kinderbetreuung leisten – den Einstieg oder auch die Rückkehr in eine Führungsposition zu ermöglichen. Ebenso sollte es viel mehr Job Sharing auf Top Management Positionen zu geben, um den Weg nach oben als „vereinbar“ mit einem Familienkonzept zu positionieren.

 

6. Denken Sie, dass es durch New Work zukünftig Vorteile für Frauen geben könnte?

Absolut! Corona hat unseren inneren Kompass verschoben. Die „Facetime“ im Büro hat weniger Einfluss und Gewicht. Wer wann anfängt oder geht, ist bedeutungslos im Home Office, was eine reine Vertrauensarbeitszeit ist. Es geht um die Arbeitsergebnisse die man erzielt. Meine Schwester z.B. ist junge Mutter in einer Geschäftsführer-Position. Sie ist mit 8 Monaten zurück in den Job und konnte trotz einer herausfordernden Rolle ihren kleinen Sohn wenigstens in der Mittagspause und zwischendurch kurz sehen und ihm das Gefühl geben, dass sie anwesend ist. Von daher profitieren berufstätige Frauen mit Kindern sicherlich, weil sie im Home Office auf der einen Seite effizienter sind, und auf der anderen Seite ihren anderen Rollen auch unter einen Hut bringen können.

 

7. Welchen Tipp können Sie zum Schluss an junge Frauen für ihre zukünftige Karriere geben?

Seid mutig! Nutzt alle Opportunitäten, die sich euch bieten. Netzwerkt aktiv, ob auf Linkedin, Messen oder im Büro. Karriere entsteht durch gute Leistung, davon bin ich überzeugt, aber auch durch die Macht des Netzwerks. Baut euch eines auf und fangt früh an. Die Praktikanten von heute sind die CEOs von morgen. Wenn ihr introvertiert seid, zwingt euch dazu eine Stufe lauter zu sein, als ihr es eigentlich wärt. Und keine falsche Bescheidenheit. Tut Gutes und sprecht darüber.

Und dabei gilt es eines nie zu vergessen: Seid authentisch. Ich glaube an Authentizität – denn Menschen arbeiten für Menschen. Und wenn ihr Menschlichkeit zeigt, entsteht Nähe und durch Nähe entsteht Bindung. Das halte ich im Leadership für unabdingbar.

 


 

Jessica Koch (LinkedIn-Profil) verantwortet die New Business Unit – ihr Fokus gilt dem europäischen Retail Media Geschäft, was unter dem Markennamen Douglas Marketing Solutions firmiert. Sie treibt die strategische Weiterentwicklung des Geschäftsbereichs, der Werbelösungen, Internationalisierung und Brand Building voran.

Ihre digitale Marketingexpertise und Passion für Beauty beruht auf 11 Jahren Erfahrung beim Beautyriesen L'Oréal, wo sie unter anderem als Brand und Marketing Director und für das E-Commerce Business für diverse Marken verantwortlich war. In ihrer Rolle als Director Retail Media bei Douglas bringt sie ihre Passion für Markenaufbau nun zusammen mit ihrer Ambition digitale Markenaktivierung im E-Commerce auf das nächste Level zu bringen.

 


 

Sollten Ihrerseits Fragen bestehen, trete ich gerne mit Ihnen in Dialog.

Nadine Alt

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